Neue Bildideen finden

Schon in der Fotografen-Ausbildung müssen die Azubis quasi auf Knopfdruck kreativ sein. Es werden regelmäßig Aufgaben gestellt und Bild-Lösungen erwartet, die zum einen handwerklich perfekt sind und zum anderen auch eine gewisse Spannung enthalten.

Ich selbst hatte damals in der Ausbildung ebenfalls noch keinen Schimmer, wie ich unter gewissem Zeitdruck ansatzweise gute Bildideen hervorbringen kann. Oft habe ich dann die erstbeste Ideen umgesetzt. Das hat zwar manchmal funktioniert, ließ mich aber auch oft mit der Frage zurück, wie man denn auf bessere und genialere Ideen kommt.

Und natürlich sind auch im späteren Leben neue Ansichten und Ideen immer gerne gesehen und auch gefragt. Man kann sie in Aufträge einbringen oder eigene Projekte daraus entwickeln.

Doch wie kommt man nun dazu eigene und vielleicht sogar neuartige Ideen zu entwickeln?

Ich stelle Dir hier ein paar Techniken vor, die mir selbst dabei geholfen haben neue Ideen und Ansätze zu entwickeln und meinen eigenen Weg dabei zu entdecken.

Viel Spaß, es lohnt sich!

1. Bleib locker

Mache Dir keine Sorgen, wenn Du nicht direkt einen grandiosen Einfall hast. So etwas muss sich entwickeln. Nimm Dir ein bisschen Zeit, mache Dich nicht verrückt und vertraue Dir und Deinem Bauchgefühl auf der wunderbaren Reise des kreativen Schaffens.

Photo by Jared Rice on Unsplash

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Frische Ideen kann man selten herbeizwingen. Ein Brainstorming beleuchtet vielleicht ein bestimmtes Thema, doch wirkliche Innovationen erreicht man so nicht. Zu ähnlich sind die Gedanken, zu nah am Ursprung. Innovation braucht Kontrast. Wie erzeuge ich Kontrast? Durch loslassen!

Schalte Dein Handy aus, mache einen langen Spaziergang, fahre mit dem Bus zur Arbeit, fahre mal einen anderen Weg zur Arbeit, gehe Joggen, beobachte ein Feuer, eine Kerze, die Wellen, die Wolken, meditiere, mache Atemübungen und lasse einfach mal los. Ideen kommen oft, wenn wir nicht mit ihnen rechnen.

Doch wenn sie kommen, dann sei auf der Hut und halte sie fest! Wie man das machen kann erkläre ich im nächsten Abschnitt.

2. Sammle Inspiration

Gehe mit einer offenen Haltung durch die Welt und nimm bewusst wahr, was um Dich herum geschieht. Inspiration kann Dir überall begegnen und in jeder denkbaren Form: Ein Bild in einer Zeitschrift, die Du bei Deinem Frisör liest; Eine Postkarte, die Du im Vorbeigehen in einem Geschäft siehst; Eine bestimmte Szene in einem alten Schwarz-Weiß-Film; Ein Bild in einer Ausstellung; Das Verhalten von zwei Kindern, die Du auf der Straße beobachtest während Du auf den Bus wartest; Ein Gespräch mit einem Fremden; Die Art und Weise, wie jemand sich bewegt, wie er redet oder steht.

Wenn Du mit jemandem in einem Café sitzt und derjenige verlässt kurz den Tisch – nimm einfach mal nicht das Handy in die Hand, sondern beobachte, was um Dich herum alles passiert. Du wirst sehen, dass es in jedem Moment etwas gibt, was in irgendeiner Form interessant ist. Schärfe Deinen Blick für solche Situationen, schaue Dich um. Was machen die anderen Leute? Worüber unterhalten sie sich? Wie ist das Café eingerichtet? Was gibt es für Situationen?

Photo by Adrien Olichon on Unsplash

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Sauge alles auf, was Dich in irgendeiner Form anspricht, auch wenn Du zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau weißt, warum es Dich anspricht und was daraus entstehen kann. Hebe es auf, damit Du später darauf zurückgreifen kannst. Fange nicht erst an zu sammeln, wenn Du eine neue Aufgabe bekommst oder einen Auftrag erhältst.

Wenn Du mal eine Idee benötigst, dann schaue einfach in Deine Sammlung, stöbere ein bisschen, kombiniere verschiedene Dinge miteinander, spiele damit. Verfolge ein paar Gedanken und sieh, wohin sie Dich führen. Nimm Dir ein bisschen Zeit zum Spinnen und zum Nachdenken.

Wie Du so eine Sammlung anlegst ist Dir überlassen. Ich persönlich nutze einen Filehosting-Dienst, der einen Ordner auf meinem privaten Rechner, meinem Studio-Rechner und meinem Smartphone synchronisiert. So habe ich überall und jederzeit die Möglichkeit etwas zu meiner Sammlung hinzuzufügen bzw. meine Sammlung zu sichten.

Schaue Dir mal an, was der Fashion-Fotograf Alexi Lubomirski zu dem Thema sagt:

3. Klaue Ideen

Was? Klauen? Ja, genau! Klauen! Und zwar nicht mit der Absicht eine billige Kopie zu erstellen, sondern mit der Haltung die Idee des Künstlers hinter einer bestimmten Arbeit zu erkennen und wertzuschätzen.

Gute Künstler kopieren, große Künstler stehlen.
– Pablo Picasso

Austin Kleon schreibt in seinem Bestseller Steal like an artist wie das funktioniert. Zunächst müssen wir uns freimachen von dem Gedanken völlig originell sein zu wollen. Wir können nicht etwas aus dem Nichts erschaffen und wir müssen aufhören das zu glauben. Wenn wir uns von diesem Irrglauben befreit haben, können wir den nächsten Schritt gehen und uns dem Einfluss, der Inspiration öffnen.

Finde heraus, was es Wert ist "gestohlen" zu werden. Lege eine Sammlung an. (Ja, das hatten wir schon im letzten Punkt besprochen, dieses Mal sind aber auch ganz abstrakte Ideen gemeint, nicht nur visuelles Material.) Unser Job ist es, gute Ideen zu sammeln. Je mehr gute Ideen wir sammeln, desto größer ist die Auswahl an Einflüssen aus denen wir schöpfen können. Sei offen und neugierig, probiere Neues aus, warte nicht, bis dir jemand etwas zeigt oder beibringt – Du selbst bist für Deinen Werdegang verantwortlich!

Photo by Allef Viniciusa on Unsplash

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Und dann: Kopiere! Nimm Dir eine Idee oder eine Arbeit heraus und versuche sie zu kopieren. So findest Du heraus, wie sie kreiert wurde, verstehst, was dahintersteckt, wie sie funktioniert. Versuche dabei nicht den Stil zu kopieren, sondern fokussiere Dich darauf, was der Künstler/Autor/Ersteller sich dabei gedacht hat. Wir wollen die Sichtweise des Autors verinnerlichen, die Art und Weise, wie er die Welt sieht, wie er denkt und fühlt.

Wenn Du das mit mehreren Einflüssen, Künstlern, Werken und Ideen verschiedener Richtungen und Bereiche machst, legst Du dir automatisch ein Repertoire an, was schon allein durch die Diversität einzigartig ist. Man könnte auch von Originalität sprechen!

Und das ist der Punkt! Jeder von uns hat andere Interessen und Einflüsse und nimmt diese auch unterschiedlich wahr. Alleine diese Tatsache macht jeden von uns einzigartig. Du musst es nur annehmen und etwas daraus machen!

4. Mach was draus

Und wie? Versuche interessante Verbindungen zwischen mehreren Ideen zu finden, versuche sie zu kombinieren, zu ergänzen, auszubauen, umzubauen, füge etwas hinzu, was nur Du hinzufügen kannst.

Alle kreativen Arbeiten bauen auf dem auf, was zuvor gewesen ist. Nichts ist wirklich originell. Jede neue Idee ist ein Mix aus vorherigen Ideen. Manchmal erscheinen uns Ideen als originell – das liegt aber nur daran, dass wir einfach die Referenz oder Quelle nicht kennen.

Photo by Candice Seplow on Unsplash

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Eine weitere Möglichkeit ist über Deine Lieblingskünstler und ihre Arbeiten nachzudenken: Was haben sie versäumt? Was hätten sie besser machen können? Wenn sie noch leben würden, was würden sie heute machen? Wenn all Deine Lieblingskünstler zusammenkommen und zusammenarbeiten würden, was würden sie erschaffen? Lege los und mache genau das!

Und denke nicht, dass Du noch nicht soweit bist. Hier ist der Ort, jetzt ist die Zeit. Verwende das, was Dir zur Verfügung steht, leihe es Dir oder stelle es selber her.

Du bist bereit, also fange an etwas zu erschaffen!!

Und mache dir keine Sorgen, dass Du vielleicht noch keinen eigenen Stil hast. Niemand wird damit geboren. Mit der Zeit wirst Du herausfinden, was Dir liegt und was nicht. Und denke daran: Es gibt immer eine Sache, die all Deine Arbeiten gemeinsam haben, nämlich dass Du sie erschaffen hast!

Falls Dir die letzten beiden Abschnitte gefallen haben, lege ich Dir das Buch Steal like an artist von Austin Kleon an's Herz. Dort findest Du noch viele weitere Ansätze und tiefgreifende Informationen.

Fazit

Ist also gar nicht so schwierig: Entspanne Dich, gehe mit einer offenen Haltung durch die Welt, sauge alles in Dich auf, lasse Dich inspirieren, nimm Dir etwas Zeit, spinne herum, kombiniere, mache es einzigartig und vor allem:

Komme in's Handeln! Mache es! JETZT!


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Autor: Marco Tiwisina
Tags: Tipps und Ratschläge, Fotografie, Inspiration